Er hoffe, das sein Prozess die "Wahrheit" über die Ereignisse in Bosnien ans Licht bringen werde. Karadzic nannte die von ihm beschuldigten Länder zwar nicht direkt. In der Vergangenheit hatte der 64-Jährige aber versucht, über das UN-Kriegsverbrechertribunal Dokumente aus Deutschland, Frankreich und den USA zu bekommen. Wie aus einem kürzlich veröffentlichten Antrag hervorgeht, wirft er ihnen unter anderem vor, von Waffenlieferungen an die Armee von Bosnien-Herzegowina trotz eines UN-Waffenembargos gewusst zu haben. Er hoffe, dass sich vor Gericht zeigen werde, wer "wirklich" für das Leid der Opfer des Bosnien-Krieges verantwortlich sei, sagte Karadzic AFP. Sollten die Zeugen der Anklage die Wahrheit sagen, werde der Prozess seine Unschuld beweisen.
Karadzic zeigte sich zugleich "tief enttäuscht", dass das Gericht eine Anhörung über die nach seinen Angaben erfolgte Zusicherung von Straffreiheit durch den früheren Balkan-Gesandten Richard Holbrooke abgelehnt habe. Er habe die Existenz der Vereinbarung beweisen können, sagte Karadzic. Er verweist seit seiner Festnahme auf eine Immunitätsvereinbarung, die er im Juli 1996 mit Holbrooke in Belgrad getroffen haben will. Holbrooke, der mittlerweile US-Sonderbeauftragter für Afghanistan und Pakistan ist, bestreitet hingegen, dem früheren Serbenführer Straffreiheit im Falle eines Machtverzichts zugesichert zu haben.
Karadzic muss sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in elf Fällen während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 verantworten. Im Zentrum steht die Belagerung von Sarajevo, bei der rund 10.000 Menschen starben, und das Massaker von Srebrenica mit rund 8000 getöteten muslimischen Jungen und Männern. Der 64-Jährige war am 21. Juli 2008 nach einem 13 Jahre langen Versteckspiel in Belgrad verhaftet worden. Sein Prozess in Den Haag soll voraussichtlich im September beginnen.
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